Der Hausmannsturm erhielt sein heutiges Erscheinungsbild im 16. Jahrhundert während umfassender Umgestaltungsmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Bau des benachbarten Saalbaus und dem charakteristischen Wendelstein, einem kunstvoll gearbeiteten Treppenturm. Diese baulichen Veränderungen spiegeln die architektonische Entwicklung der Renaissancezeit wider und verleihen dem Turm noch heute seinen imposanten und historischen Charakter.
In früheren Zeiten beherbergte der Hausmannsturm die Stube des Türmers. Von diesem erhöhten Standpunkt aus überwachte der Türmer nicht nur das unmittelbare Geschehen in der Stadt, sondern auch die weitere Umgebung. Zu seinen zentralen Aufgaben gehörte es, die Stundenglocken zu schlagen und dadurch den Tagesablauf der Stadtbevölkerung zu strukturieren. Ebenso war er dafür verantwortlich, die Bürger vor drohenden Gefahren zu warnen, etwa bei Brandausbrüchen oder nahenden Feinden. In einer Zeit ohne moderne Kommunikationsmittel war seine Rolle von entscheidender Bedeutung für die Sicherheit und Ordnung in der Stadt.
Eine besonders bemerkenswerte historische Persönlichkeit, die mit dem Hausmannsturm eng verbunden ist, war Claus Narr. Er lebte dort bis zum Jahr 1515 und galt am Hofe nicht nur als unterhaltsamer Narr, sondern als sogenannter „natürlicher Narr“. Damit bezeichnete man im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen. Claus Narr war eine solche Gestalt: Trotz – oder gerade wegen – seiner Andersartigkeit wurde er am Hofe hochgeschätzt. Zeitgenössische Quellen berichten von seiner scharfsinnigen Beobachtungsgabe, seinem feinen Humor und seinem unerschütterlichen Gespür für die verborgenen Zusammenhänge des Weltgeschehens. Man schrieb ihm sogar die Fähigkeit zu, bedeutende historische Entwicklungen vorausgesehen zu haben – eine Gabe, die ihn über seine Rolle als bloßer Unterhaltungskünstler hinaus zu einer fast mythischen Figur erhob.