Begegnung an der Elbe

Im April 1945, noch vor dem offiziellen Waffenstillstand, ging der Name Torgau mit der weltweiten Nachricht von der ersten Begegnung der Alliierten um die Welt. Das Denkmal dieser historischen Begegnung wurde vom Kiewer Architekten Miletzky entworfen und bereits im Herbst 1945 errichtet.

Was passierte am 25. April 1945 in Torgau?

Am 25. April 1945 brach eine US-Aufklärungspatrouille unter der Führung von William Robertson vormittags aus Wurzen auf. Auf ihrem Weg in Richtung Elbe mussten die vier GIs im Jeep immer wieder deutsche Soldaten entwaffnen und mit Passierscheinen ausstatten. In Sitzenroda berichteten britische Kriegsgefangene, dass in Torgau amerikanische Soldaten, sowohl gefangene als auch verwundete, in einem Militärgefängnis festgehalten würden. Robertson entschied sich, dorthin zu fahren – entgegen dem Befehl und weit über den zulässigen Radius hinaus.

Torgau fanden sie größtenteils verlassen vor. Die Bevölkerung hatte die Stadt Mitte April räumen müssen, das Reichskriegsgericht war mit Güterwagen voller Akten in Richtung Freising abgereist, und die Tausenden von Gefangenen der beiden Wehrmachtgefängnisse waren auf Evakuierungsmärsche geschickt worden.

In der Nähe der Kasernen stießen Robertson und seine Männer auf einige zurückgelassene Häftlinge aus dem Wehrmachtgefängnis Fort Zinna. Diese schlossen sich der Patrouille an und berichteten, dass sowjetische Truppen bereits das östliche Elbufer erreicht hatten, in der Nähe des Wehrmachtgefängnisses Brückenkopf.

Mit roter und blauer Wasserfarbe aus einer Drogerie verwandelte man schnell ein requiriertes Bettlaken in eine US-Flagge. Am Schloss Hartenfels angekommen, stieg Robertson bis auf den Dachboden des Flaschenturms und hängte die Fahne aus dem Fenster. Die Elbbrücke lag gesprengt im Fluss. Er winkte und rief, bis sowjetische Soldaten am Brückenkopf auf der anderen Seite aufmerksam wurden und rote Leuchtraketen abschossen. Robertson und seine Männer konnten nicht wie vereinbart mit grünen Leuchtraketen antworten – sie hatten keine dabei.

Daraufhin wurden sie unter Feuer genommen. Erst mit Hilfe des kriegsgefangenen sowjetischen Offiziers Titow, der aus dem Fort Zinna herbeigeholt wurde, gelang die Verständigung. Nun rannten Robertson und seine Männer zur Brücke und begannen vorsichtig, die Stahlbögen zu überqueren. Von der Ostseite kamen Sergeant Andrejew und andere entgegen.

Wortlos umarmte man sich. Es war etwa 16 Uhr. Hier, an diesem Ort, war der Krieg zu Ende. Auf der Ostseite wurden die Amerikaner begeistert empfangen. Robertson verhandelte mit dem Befehlshaber über ein Treffen auf Kommandeursebene am nächsten Tag. Begleitet von Alexander Silwaschko und drei weiteren sowjetischen Soldaten unterrichtete Robertson noch am Abend die Stäbe seiner Division.

Bereits um die Mittagszeit desselben Tages hatte es einige Kilometer elbaufwärts bei Strehla den ersten Kontakt zwischen sowjetischen und amerikanischen Soldaten gegeben. Einer der damals beteiligten US-Soldaten, Joe Polowsky, setzte sich später vergeblich dafür ein, den 25. April als „Weltfriedenstag“ anzuerkennen. Gemäß seinem letzten Willen wurde er 1983 auf dem evangelischen Friedhof in Torgau begraben.

Das historische „Torgauer Link-up“ wurde am 26. April 1945 auf der zerstörten Brücke für die Presse nachgestellt, und das Bild ging um die Welt. Die Kommandeure trafen sich in der Küchenbaracke des Wehrmachtgefängnisses Brückenkopf. Nebenbei beendete diese Begegnung an der Elbe auch Torgaus Rolle als Zentrale des Wehrmachtstrafsystems.

Autor: Wolfgang Oleschinski, ehem. Leiter des Dokumentations- und Informationszentrums (DIZ) Torgau

 

Elbe Day

Alljährlich erinnert der Elbe Day im April an die historische Begegnung US-amerikanischer und sowjetischer Truppen auf der zerstörten Elbe-Brücke in Torgau. Ein dreitägiges Musik-Programm, Lesungen und Filmvorführungen rahmen die feierliche Gedenkveranstaltung.

Im Jahr 2015 konnte die Stadt Torgau zum 70. Jahrestag der Begegnung den US-amerikanischen und russischen Botschafter sowie Veteranen und Augenzeugen willkommen heißen. Mit viel Emotionen wurde über Erinnerungen berichtet. Der Elbe Day ist ein ausgelassenes Fest, bei dem Jazz-, Dixie- und Blues-Fans voll auf Ihre Kosten kommen. Mehr aber soll das Fest den Menschen bewusst machen, welch hohen Wert ein Leben in Frieden hat.

Zum 80. Jahrestag der historischen Begegnung an der Elbe hat die Stadt Torgau gemeinsam mit dem Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Torgau der Stiftung Sächsische Gedenkstätten eine digitale Publikation zum Elbe Day herausgegeben. In kurzen Beiträgen werfen Zeitzeugen, Wegbegleiter und Projektbeteiligte einen vielschichtigen Blick auf die Ereignisse von damals und beleuchten zugleich die lebendige Erinnerungskultur, die bis in die Gegenwart reicht.

 

Erleben Sie den Elbe Day in Torgau!
Feiern Sie die historische Begegnung an der Elbe mit einem vielfältigen Programm aus Gedenkveranstaltungen, Zeitzeugengesprächen und kulturellen Highlights. 

Mehr Informationen Elbe Day

Denkmal der Begegnung

Das schon im September 1945 fertiggestellte Denkmal der Begegnung des Sowjetsoldaten und Architekten Abraham Milezkij zieht jedes Jahr Tausende Gäste aus vielen Ländern an. Es erinnert an das Zusammentreffen der Alliierten an der Elbe am 25. April 1945, als das baldige Ende des 2. Weltkriegs in Europa sich ankündigte.

Zum Elbe Day findet hier ein Teil der Gedenkveranstaltung statt, bei der die Veteranen, Augenzeugen, Hinterbliebenen, Botschafter und Gäste zusammenkommen und an die vielen Opfer und den seither bestehenden Frieden erinnern. Viele Kränze schmücken dann das Denkmal der Begegnung.

Geschichte hautnah

Die Fotoausstellung „Soldaten in Torgau“ entführt Sie auf eine Zeitreise zu historischen Begegnungen und den Geschichten hinter den Bildern. Erleben Sie die besondere Atmosphäre an der Elbe und die Geschichte eines Ortes, an dem sich Schicksale kreuzten.

Mehr Informationen zur Fotoausstellung

"Torgau im April 1945"

Unsere exklusive Gruppenführung nimmt Sie mit in die bewegten Tage des April 1945. Erfahren Sie spannende Details über die historische Begegnung von US-amerikanischen und sowjetischen Truppen an der Elbe, die das Ende des Zweiten Weltkriegs einleitete.

Zur Stadtführung

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