Nachdem das Schloss Hartenfels seine Funktion als fürstliche Residenz verloren hatte, wurde es im Laufe der Jahrhunderte vielfältig genutzt – unter anderem als Verwaltungsgebäude und Kaserne. In dieser Phase verschwand auch eine der traditionsreichsten und einzigartigsten Attraktionen Torgaus: die Bären im Burggraben.
Erst Mitte des 20. Jahrhunderts kam neuer Schwung in die alte Tradition. In den 1950er Jahren engagierten sich zahlreiche Torgauer Bürger mit Herzblut und Tatkraft für die Rückkehr der Torgauer Bären. Mit großem Einsatz errichteten sie ein neues Freigehege im Schlossgraben. Diese Initiative wurde schon bald belohnt: Der Leipziger Zoo schenkte Torgau ein erstes Bärenpaar, das als neue tierische Bewohner in den Schlossgraben einzog.
Besonders ins Herz geschlossen wurde von vielen die Braunbärin Jette, die über Jahrzehnte hinweg zum vertrauten Gesicht im Schlossgraben wurde. Im Mai 2018 wurde ihr 30. Geburtstag öffentlich gefeiert – ein Ereignis, das Einheimische wie Touristen zusammenführte. Mit ihrer bemerkenswerten Vitalität und ihrer hohen Lebensfreude übertraf Jette alle Erwartungen: Sie erreichte das außergewöhnlich hohe Alter von 35 Jahren. Ihr Tod im Oktober 2023 wurde von vielen als Verlust eines liebgewonnenen Stadtsymbols empfunden.
Heute sind es die Braunbären Benno und Bea, die das Gehege im Burggraben beleben. Die beiden kamen im Jahr 2015 als junge Bären aus Nordrhein-Westfalen nach Torgau. Seither haben sie sich in ihrem neuen Zuhause bestens eingelebt. In einem modernen Stallgebäude mit angeschlossenem großzügigen Freigehege werden sie artgerecht gehalten und liebevoll betreut. Ihre neugierige und verspielte Art macht sie zu Publikumslieblingen – besonders bei Kindern.
Zwischen Februar und November haben Besucher die Möglichkeit, Benno und Bea bei ihren täglichen Aktivitäten im Schlossgraben zu beobachten. Je nach Wetterlage sind sie tagsüber gut zu sehen – sei es beim Klettern, Baden oder Dösen in der Sonne. So wird der Besuch im Schloss Hartenfels nicht nur zu einer Reise in die sächsische Geschichte, sondern auch zu einer lebendigen Begegnung mit einer außergewöhnlichen Tradition, die bis heute das Stadtbild prägt.